Digitalisierung im Lebensmittelhandel
Online-Foodhandel und Lieferdienste boomen nicht erst seit der Pandemie. Welche Rolle nimmt Alibaba hierbei ein? Wie wichtig ist dieses Geschäft für Alibaba?
Wie bei allen Aspekten des Handels denken wir bei Alibaba nicht in den Kategorien Online oder Offline – das gilt auch für den Lebensmittelhandel. Unsere Supermarktkette Freshippo in China zum Beispiel ist natürlich ein Supermarkt, aber jedes stationäre Geschäft ist auch ein Fulfilment Center, aus dem heraus Lieferungen abgewickelt werden. Und das nicht nur von frischen Lebensmitteln, sondern auch von im Freshippo-eigenen Restaurant fertig zubereiteten Gerichten und allem, was das Sortiment noch hergibt. Der Kunde bestellt per App, bezahlt mit Alipay – und wir liefern in einem Drei-Kilometer-Radius in maximal 30 Minuten. Wir nennen das „New Retail“ – dabei geht es um die Digitalisierung des Handels, die aus unserer Sicht ein logischer Schritt ist, um den Konsumenten von heute und morgen bestmöglich zu erreichen. Dazu gehört natürlich auch die Lieferlogistik. Freshippo hat inzwischen hunderte Filialen in China.
Was sind aus Ihrer Sicht weitere Trends im Handel, die wir im Auge haben müssen?
Neben der allgemeinen Digitalisierung des Handels würde ich da besonders Entwicklungen wie Livestreaming, aber auch VR- und AR-Shopping anführen. Sie ermöglichen es, den Konsumenten bestmöglich anzusprechen, auch wenn er sich gerade nicht physisch in meinem Geschäft befindet. Livestreaming zum Beispiel war während der Pandemie ein hervorragendes Mittel für Marken und Händler, direkt mit ihren Kunden zu interagieren – deutsche Firmen wie dm, Beurer oder die Confiserie Lauenstein haben damit auf dem chinesischen Markt enorme Erfolge erzielt. Und das in einer Zeit, in der das heimische Geschäft oftmals schwierig war. Ikea ist in China einer der Vorreiter im Bereich 3D-Shopping. Hier können Nutzer mit der App von Tmall, der B2C-Plattform von Alibaba, durch das dreidimensional erfasste Shanghaier Möbelhaus navigieren. Auch unsere Livestreaming-Plattform Taobao Live führt innerhalb ihrer Streams immer wieder neue Funktionalitäten ein, zum Beispiel KI-gesteuerte Moderatoren, Augmented-Reality-Beauty-Anwendungen oder -3D-Heimdekoration. Dort arbeiten wir außerdem an Dingen wie intelligenten Livestreaming-Kameras, die Sprache, visuelle Hinweise und Handgesten in Echtzeit verarbeiten können.
Welche Unterschiede sehen Sie zwischen dem europäischen und asiatischen Markt?
Den Hauptunterschied sehen wir auf der Seite der Konsumenten. Chinesische Konsumenten sind im Durchschnitt sehr viel technikaffiner als ihr europäisches Pendant. Wo wir noch über „mobile first“ nachdenken und uns freuen, wenn wir auf eine Serviceanfrage per E-mail am selben Tag eine Antwort bekommen, herrscht in China längst „mobile only“ und eine Antwort wird im Chat binnen Sekunden erwartet. Dieses Tempo und dieser Anspruch können eine Herausforderung für hiesige Marken sein, die den chinesischen Konsumenten adressieren wollen. China bietet aber auch eine große Chance, zu lernen und wiederum Impulse für den heimischen Markt mitzunehmen – neben der Tatsache, dass das Land einer der größten Absatzmärkte der Welt ist. Das Alibaba Ökosystem hängt hier den Steigbügel für seine Partnermarken sehr tief.