Esskultur im Wandel: Eine neue Ära der Ernährung
17.07.2024
Traditionelle vs. Moderne Esskultur
Traditionelle Esskultur ist geprägt durch definierte und im Voraus geplante Mahlzeiten, die weitestgehend vorgaben, wann, was, wie viel und mit wem wir essen.
Moderne Esskultur hingegen ist durch eine Auflösung dieser festen Strukturen zugunsten individueller, flexibel passender Essgelegenheiten gekennzeichnet und bietet Raum für gesunde und hochwertige Ready-To-Eat Produkte, Kochboxen und Take Away.
Von fixen Zeiten zu flexiblen Essgewohnheiten
8 Uhr Frühstück, 12 Uhr Mittagessen und 18 Uhr Abendessen – so oder so ähnlich könnte eine klassische Verteilung der Mahlzeiten im Laufe des Tages aussehen.
Mit der zunehmenden Flexibilisierung unseres Arbeitslebens, der steigenden Mobilität und dem wachsenden Anteil an kleinen Haushalten ändert sich jedoch unsere Esskultur und unser Ernährungsverhalten grundlegend und führt zur Auflösung der traditionellen Essgewohnheiten.
Das Phänomen „Snackification“ ist zum Synonym für die neue Esskultur geworden - Snacks und Mini-Mahlzeiten, oft auch in flüssiger Form, lösen traditionelle Mahlzeiten ab und werden oft zwischen zwei Meetings, auf dem Weg zur Besprechung oder vor dem Bildschirm verzehrt. Diesen Trend haben viele Unternehmen erkannt und bieten immer mehr „Ready-to-eat“-Lebensmittel wie fertig verpackt Snacks, Trinkmahlzeiten und Convenience-Produkte an. Sie unterstützen den modernen und flexiblen Lebensstil.
Der Markt für verzehrfertige Mahlzeiten beläuft sich weltweit auf 590 Milliarden US-Dollar und
alleine in Deutschland auf 9,28 Milliarden US-Dollar mit einem zu erwartenden Wachstum um jährlich 3,74 %.
Während Frühstück und Mittagessen immer öfter durch Snacks wie Trinkmahlzeiten oder Riegel ersetzt werden, hat sich das Abendessen zur größten und wichtigsten Mahlzeit entwickelt.
Eine junge Frau genießt eine gesunde Trinkmahlzeit. Flüssige Snacks ersetzen zunehmend traditionelle Mahlzeiten und passen zu einem flexiblen Lebensstil.
Die Pandemie und die Renaissance der Heimküche
Die Corona-Pandemie hat unseren Arbeitsalltag und das tägliche Leben massiv verändert. Sie hat Menschen aus einem Haushalt wieder öfter? zu festen Zeiten an den Tisch gebracht und dem Tag eine Struktur verliehen. Gleichzeitig hat sie die Heimküche zum Showroom gemacht, wo kulinarische Highlights zubereitet wurden, weil auswärts essen nicht mehr möglich war. Online-Kochkurse und Rezept-Apps boomten und richteten sich an unterschiedlichste Zielgruppen, von Anfängern bis zu erfahrenen Köchen.
Viele Menschen haben diese „Heimküche“ lieben gelernt und verbringen auch heute noch viel Zeit damit, ausgefallene und besondere Gerichte zuzubereiten. Für die Lebensmittelbranche bietet diese Entwicklung einige Möglichkeiten – von vorgeplanten Kochboxen, die alle Zutaten und Kochanleitung für köstliche Mahlzeiten beinhalten zu To Go-Restaurantgerichten, die zu Hause à la minute fertig zubereitet und angerichtet werden müssen.
Betriebskantinen als kommunikatives Highlight
Work Life Blending beschreibt das Phänomen, bei dem aufgrund der zunehmenden Nutzung von Homeoffice die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben immer mehr verschwimmen und sich beide Bereiche flexibel und nahtlos ineinander integrieren. Die Betriebskantine wird dadurch immer wichtiger: Hier treffen Menschen aus dem Büro und Homeoffice aufeinander, tauschen sich aus sehen die Kantine als wichtigen Bestandteil ihres Büro-Alltages. Viele Betriebe haben diese Entwicklung erkannt und bieten ihren Mitarbeitenden nicht nur ausreichend Platz zum kommunikativen Austausch, sondern auch immer mehr Auswahl und Produktvielfalt. So ist für jeden Geschmack und jede Ernährungsform etwas dabei.
Und auch die „mobile Kantine“ fürs Homeoffice ist eine mögliche Entwicklung, die Hanni Rützler beobachtet. Dabei werden Mitarbeiter im Homeoffice mit einer Bezahlkarte ausgestattet, mit der sie in verschiedenen Lebensmittelläden, Restaurants und mehr bezahlen können (Bsp.
Sodexo )
Mitarbeitende bedienen sich in der Betriebskantine an einem frischen und gesunden Buffet. Kantinen fördern den kommunikativen Austausch und bieten vielseitige Essensmöglichkeiten.
Die Zukunft der Mahlzeiten
Die Verschiebung von festen zu flexiblen Essgewohnheiten spiegelt eine tiefgreifende Veränderung in unserer Gesellschaft wider. In einer Welt, in der Flexibilität und Mobilität immer wichtiger werden, passt sich auch unser Essverhalten diesen neuen Anforderungen an.
Die Esskultur wird zunehmend von Individualität und Spontaneität geprägt, was zu einer vielfältigeren und gesünderen Ernährung führen kann. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung neue Anforderungen an Gastronomie, Handel und Betriebsrestaurants, die sich an die veränderten Bedürfnisse der Konsumenten anpassen müssen.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Trends weiterentwickeln und welche neuen Esskulturen in Zukunft entstehen werden.